Kapelle "Maria Magdalena"
"Droben stehet die Kapelle, schaut still ins Tal hinab"
Seit alter Zeit steht die Kapelle im Kranz mächtiger Linden allein auf der "Siesperter Höhe", der alte Orstkern von Sinspert liegt ja weiter unten. Erst seit dem letzten Weltkrieg sind Häuser in Ihre Nähe gerückt.

Erbaut wurde die Kapelle im 12.Jahrhundert im romanischen Baustil. Es ist die Zeit des 12. und 13. Jahrhunderts, wo der romanische allmählich in den gotischen Baustil überging.
In altkatholischer Zeit war dies eine Wallfahrts- und Prozessionskapelle und ist Maria Magdalena als Schutzpatronin geweiht.

"Am Festtag, das ist der 22.Juley, fand hier bis ins späte Mittelalter jährlich eine Bilderprozession statt. Es wurde das Bildnis der Heiligen umhergetragen, die Messe wurde gelesen und es wurde gesungen und gebetet."
Zu diesem Fest gab es großen Zulauf aus den umliegenden Ortschaften. Nur wurde hier im Anschluß an die Prozession so wüst gefeiert, daß später die Obrigkeit einschreiten musste und im Jahr 1582 das Bildertragen verboten hat.
Erstmals urkundlich erwähnt ist die Kapelle 1430 in einem Rechtsstreit. Es gab hier einen Kaplan Johann Vigener, dem machte der Pfarrer Johann Buyck aus Neystadt (Bergneustadt) die Pfründe streitig. Von den Kollektengeldern die Wallfahrts- und Prozessionsteilnehmer hier gelassen hatten, wollten die Neystädter einen Anteil haben. Der Kaplan Vigener, ein streitsüchtiger Mann, wandt sich an die kirchliche Obrigkeit und bekam vom Herzog Adolf von Jülich-Berg Recht.
Im Zuge der Reformation wurde die Kapelle 1608 von den Evangelischen übernommen und gehört zur evangelischen Kirchengemeinde Eckenhagen. 1816 wurde der letzte katholische Pfarrer vertrieben. Im 19.Jahrhundert war sie fast verfallen.
Eine große Renovierung mit Ausgestaltung zur heutigen Form fand in den Jahren 1857 bis 1861 statt. Im Bild rechts ist zu sehen, dass früher zwischen den Fenstern noch Stützpfeiler waren, die bei der Renovierung entfernt wurden.
Eine Renovierung in neuerer Zeit fand im Jahr 1958 statt. Der Altarraum wurde freigelegt, eine neue Kanzel errichtet, die Kirchenbänke auf Fußbodenpodeste gesetzt und der Speicher mit einem Holzfußboden versehen.
Im Jahr 2010 wurde das Mauerwerk rechts vom Eingang durch einen Restaurator neu vermauert und 2011 wurde der Dachstuhl repariert.
Blick von der Empore Skulptur im Altarraum, die eventuell Maria Magdalena darstellen soll. Zeitraum der Erstellung und der Künstler sind nicht bekannt.

Fenster von Hans Henrici ca. 1950    

Die Orgel in der Kapelle in Sinspert wurde im Jahr 1697 von Peter Weidtman (1647-1715) gebaut. Dabei war sie nicht für Sinspert, sondern für die ev.Kirche in Overath-Honrath bestimmt, wo sie auch im März 1697 aufgestellt wurde. Viele Jahre später, bei dem Neubau der Honrather Kirche, erhielt Daniel Rötzel (1830-1917), der letzte Oberbergische Orgelbauer, den Auftrag für den Bau eines neuen Instrumentes, das er 1866 dort einbaute. Gleichzeitig nahm Rötzel die Weidtman-Orgel in Zahlung und verkaufte sie generalüberholt für 250 Thaler an die ev. Kirchengemeinde Eckenhagen. So kam die Orgel in die Kapelle nach Sinspert. Im Jahr 1924 bezeichnete man den Zustand der Orgel als bedenklich. Es kam aber erst nach dem 2. Weltkrieg 1958 zu einer Restaurierung durch die Fa. W. Peter aus Köln. Dabei mussten alle Pfeifen ausgetauscht werden, da sie von der "Zinnpest" zerfressen waren. Das Gehäuse ist das älteste Stück der Orgel. Es ist aus Eichenholz gebaut und hatte ursprünglich keine farbliche Fassung, sondern war nur mit einer Lackschicht überzogen.

Als die Orgel 1866 in der Kapelle in Sinspert aufgestellt wurde, muss die Kapelle eine „natürliche" Belüftung gehabt haben. Wenn man nämlich die Fenster der kleinen Kirche betrachtet sieht man, dass die runden Einsätze im oberen Bereich eine andere Beschaffenheit aufweisen, als die übrige Verglasung der Fenster.
Diese Besonderheil lässt sich durch den Brief des damaligen Organisten Boskemühl an den Bürgermeister Huland zu Pochwerk klären. Am 1. Juni 1868 schreibt er aus Sotterbach:
Eur. Wohlgeboren mache ich hier durch die Mitteilung, daß sich in der Orgel der Kapelle in Sinspert ein Dohlenpaar häuslich niedergelassen hat, in Folge dessen 4 Register ganz zugedeckt sind. Die durch solche Häuslichkeit entstehende Feuchtigkeit hat die darunter liegenden Theile der Orgel, welche aus Holz bestehen, schon total verdorben. Als Ersatz für die Unbrauchbarkeil der 4 Register hat man das Gekrächze von 4 jungen Dohlen, die gerade nicht die lieblichsten Register ziehen. Wenn nun auch das Ausheben der Nester verboten ist, so kann ich nicht umhin, Sie darauf aufmerksam zu machen, dass hier die schleunigste Demolierung derselben Noth thut, zu welchem Geschäfte in dem vorliegenden Falle jedoch nur ein Orgelbauer zuzuziehen ist. Um solchen Niederlassungen für kommende Zeiten vorzubeugen, müssen die runden Oeffnungen in den Fenstern entweder durch Glasscheiben oder Drahtgitter geschlossen werden, wodurch zugleich der übergroßen Sauerei, welche diese unberufenen Gäste, Dohlen, Eulen etc., verursachen, ein Ende gemacht wird.
Er. Wohlgeboren ergebenster Boskemühl, Organist der Kapelle in Sinspert

Daraufhin müssen die Fenster eine Vollverglasung bekommen haben.
Die Orgel in Sinspert besitzt 9 Register und ein angehängtes (keine selbstängen Register aufweisendes} Pedal.

Im Dachstuhl sind Nistgelegenheiten für Falken gebaut. Hinterlassenschaften zeugen davon, dass auch Fledermäuse
das Dachgeschoss als Schlafgelegenheit nutzen.


Es ist nicht bekannt, was es mit der zugemauerten Öffnung auf sich hat. Die Glocke im Turm ist von 1764 und trägt aus dem Lateinischen übersetzt die Inschrift:
"Des Herren Wort bleibt in Ewigkeit"
Die Informationen zur Orgel sind dem ev.Kirchenblatt entnommen und wurden dort von der Organistin Frau Helene Jedig veröffentlicht
Die Informationen zur Kapelle sind dem Buch "Eckenhagen und Denklingen im Wandel der Zeiten" von Oswald Gerhard, 1953 entnommen.